Die Minute in der Hohlen Gasse

Nach einem langen Arbeitstag fuhr ich durch Küssnacht und entschied, bei der Hohlen Gasse vorbeizuschauen. Ich hatte eine klare Vision im Kopf: ein Foto, das die herbstliche Magie dieses besonderen Ortes einfängt – das leuchtende Laub auf dem Weg, das die Atmosphäre der Geschichte untermalt. Doch schon aus der Ferne hörte ich ein röhren, das sich unaufhaltsam näherte. Bei genauerem hinhören erkannte ich das Geräusch - Laubbläser!

Als ich die Hohle Gasse erreichte, sah ich mein Motiv. Genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Doch ich wusste, dass die Zeit knapp war. Die Arbeiter mit den Höllenmaschinen arbeiteten sich unaufhaltsam von der Tellkapelle in meine Richtung vor. Hektisch stellte ich mein Stativ auf, positionierte die Kamera und versuchte, die Szene einzufangen, bevor die dröhnenden Ungetüme alles zerstören würden.

Das Geheul wurde immer lauter, und als ich mich umdrehte, stand plötzlich ein Mitarbeiter mit seinem Arbeitsgerät direkt hinter mir. Mit einem fragenden Blick und dröhnendem Laubbläser stand er da. Ich fragte ihn höflich, ob er eine Minute warten könnte, damit ich das Foto zu Ende bringen kann. Zu meiner Überraschung schaute er mich schräg an und zündete sich wortlos eine Zigarette an, legte eine kurze Pause ein und gab mir genau die Minuten, die ich brauchte.

Kaum hatte ich mein Stativ vom Weg entfernt, begann die Maschine ihr Werk zu tun – das Laub flog in alle Richtungen, die herbstliche Szene war dahin. Es war ein Moment, der mir bewusst machte, wie flüchtig und entscheidend Sekunden in der Fotografie sein können. Manchmal hängt alles nur von einer kleinen Pause, einer winzigen Entscheidung, einem kurzen zögern oder eben nur dieser einen Minute ab – und dieser kurze Moment entschied über das Gelingen dieses Fotos.

Weiter
Weiter

Der fehlende Stein am Mauensee